Kinder und Jugendliche

Das hochsensitive Kleinkind ist zunächst schutzlos seiner Umwelt ausgeliefert. Während reflektierte Eltern die Sensibilität Ihres Kindes erkennen und es vor belastenden Sinneseindrücken (lauten Geräuschen, grellem Licht, Wärme, Kälte, etc.) schützen, laufen die Unwissenden Gefahr, dass sich ihr Sohn/ihre Tochter zu einem nervösen Schreikind entwickelt; eine extreme Belastung für beide hilflose Seiten.

Die Freude über das frühe Interagieren Ihres Kindes, ändert sich schlagartig, sobald es in der Lage ist die non-verbale-Kommunikation zu thematisiert und scheinbar problemlos Widersprüche aufdeckt.

Wie erkenne ich ein hochsensitives Kind?

Hochsensitivität zeigt sich im Kleinkindalter in vielen Bereichen; das Essverhalten gibt beispielsweise Hinweise. Häufig wird die Ablehnung bestimmter Nahrungsmittel als Protest missverstanden und Eltern verzweifeln regelmäßig an den Essgewohnheiten ihres Nachwuchses. Hohe Sensitivität lässt einige Kinder Geschmäcker besonders intensiv wahrnehmen (10 – 15 % sogenannte „Supertaster“). Allerdings ist, unabhängig vom Geschmack, oft auch die Konsistenz der  Lebensmittel ein Problem.

Ein unstrukturierter Tagesablauf kann die Schlafqualität eines hochsensitiven Kindes drastisch mindern; in Folge dessen entstehen nicht selten ungünstige Schlafgewohnheiten und aufwändige Einschlafhilfen.

Kleidung wird als „zu kratzig und unbequem“ wahrgenommen; die Grundlage hitziger, tränenreicher Diskussionen.

Der Kindergartenalltag ist für hochsensitive Kinder zunächst nicht einfach. Die vielen neuen Reize und Eindrücke, welche die Kinder weniger filtern, intensiver wahrnehmen und tiefgreifender verarbeiten, führen zu abwartend distanziertem, oder zu extrovertiertem emotionalem Verhalten. Die Vorstellung, hochsensitive Kinder  seien ausschließlich still und zurückhaltend ist falsch. Abhängig von der individuellen Persönlichkeitsstruktur gibt es durchaus extrovertierte hochsensitive Kinder.

Aufgrund dieser merkwürdigen Verhaltensweisen erfahren hochsensitive Kinder oftmals Ablehnung in der Gruppe. Durch erzwungen angepasstes Verhalten verliert das hochsensitive Kind  die Wahrnehmung des eigenen Körpers, seiner Grenzen und Bedürfnisse. Im ständigen Konflikt mit dem Umfeld können sich psychosomatische Erkrankungen, wie zum Beispiel Kopf- und Bauchschmerzen, Infektanfälligkeit oder Allergien entwickeln. Eltern fühlen sich mitunter hilflos, wenn ihr hochsensitives Kind mit "Kindergartenunlust/-angst" reagiert und sich verweigert.

Wird Hochsensitivität im Kindergartenalter nicht erkannt steigt spätestens bei Schuleintritt der Anpassungsdruck.

Ständiges Abgleichen der eigenen Wahrnehmung mit dem Umfeld führt zu nachhaltiger Verunsicherung, Überforderung und mangelndem Selbstvertrauen.

Was innerhalb der Familie und auch im Kindergarten noch relativ wenig belastend erscheint, wird im Schulalltag fatal.

Häufig verfügen diese Kinder über ein stark ausgeprägtes „Gefühlsdenken“, welches nachhaltig die Impulssteuerung beeinträchtigt.
Lernerfolge werden hierbei verknüpft mit Empfindungen (unsympathischer Lehrer), sowie den subjektiv kognitiven und emotionalen Interessen.
Liegt das Lernziel nicht im Interessenfeld des Kindes/Jugendlichen sind Konzentrationsstörungen leider absehbar.

Wiederholt bemängeln Pädagogen fehlende Impulssteuerung, in deren Folge vorhandenes Potenzial nicht abgerufen werden kann. Die Kinder und Jugendlichen werden als Störenfriede, Zappelphilipp oder Träumer stigmatisiert. Bestenfalls weiß der Lehrer von der intellektuellen Fähigkeit des Schülers und er unterstellt Faulheit.

Das/der hochsensitive (hoch)-begabte Kind/Jugendliche ist viel mehr als andere auf unmittelbare Lustbefriedigung ausgerichtet. Der emotionale Reiz eines uninteressanten Lernstoffs ist sehr gering. Gerade in der Pubertät ist der hochsensitive Jugendliche nahezu immer geneigt, dem intuitiven Lernempfinden zu folgen und wird notwendige Strategien kaum in Erwägung ziehen. Bei entsprechender Begabung können die entstehenden Defizite mitunter lange unentdeckt bleiben.

Struktur und Organisation sind wichtige Voraussetzungen für Erfolg, setzen allerdings ein Mindestmaß an Eigenmotivation voraus.

Intrinsische Motivation findet der hochsensitive Jugendliche schwer, da sowohl lustbezogene (bsw. Computer, Handy, Fernsehen, uvm.), als auch unlustbezogene Reize (bsw. Hausaufgaben, Schulvorbereitung, Vokabeln, uvm.), gleichwertig intensiv wahrgenommen und verarbeitet werden.

Demgemäß können Gedankengänge nicht mehr linear abgeschlossen werden und führen zu Denk-/ Lernblockaden (Kreisdenken).

Eltern sind in solchen Fällen geneigt, Lernstrukturen vorzugeben, was sich erfahrungsgemäß kontraproduktiv auswirkt.

Der Schüler, sich scheinbar dem Druck von außen beugend, festigt unbewusst eine innere Oppositionshaltung und verpasst damit, durch geeignete Lernstrategien sein Potenzial auszuschöpfen.